Lesen. Hören. Schreiben. 30 Motivationsmotivation

Motivationsmotivation

Ich schreibe einen Roman. Gut.
Nicht gut: Gibt es einen Grund, ihn auch zu lesen?
Ich meine, dass fremde Menschen später, im Ernstfall, das möglichweise entstandene Buch wirklich lesen wollen?

Weil,
o) es hat mit dem Alltag, mit den Problemen der Leute nicht viel zu tun.
o) Der Plot ufert aus
o) und mäandert vor sich hin.
o) Für das, was ich ausdrücken will, finde ich hier und dort nicht die richtigen Worte.
o) Und überhaupt, Schreiben frisst ungeheuer viel Zeit. Die mensch auch mit Internetsurfen, Tagträumen und Unterzündholz-Suchen-im-Wald verbringen könnte.

Andererseits:

o) Auch Agententhriller oder die romanhafte Ausschmückung einer Siedler-Saga aus Siebenbürgen haben mit dem Leben im Hier und Jetzt nicht viel zu tun.
o) Ausufern ist wertfrei zu lesen. Möglich, dass dort Sumpfdotterblumen wachsen – oder Krokodile.
o) Mäandern: Werden nicht in Flusskurven Sand und Geröll aufgeschüttet /abgetragen? So soll in Romanmäandern Neues spontan entstehen, Überflüssiges fortgeschwemmt werden.
o) Richtige Worte, die im Romantext fehlen, weil es sie nicht gibt, bilden sich bitte! Im Kopf der Leser, wenn auch Rhythmus, Klangfarben, Satzmelodie und ein unhörbarer
Grundton in Dur oder moll ein Dings erzeugen: Das Wort-lose Pendant eines noch nicht erfundenen Wortes.
o) Schreiben frisst ungeheuer viel Zeit, die sonst vielleicht für Werkzeugpolieren (wird eh wieder dreckig) verschwendet würde, für nie umgesetzte Urlaubspläne, oder fürs schnell-mal-im-www-Nachsehen, ob die Welt noch steht.

Und diese wunderbaren Überraschungen!
Die ich als Leserin so schätze!
Die, wenn eine von ihnen mir überraschend auf den Schreibtisch springt und mit viel Getue und Eigenlob ins Manuskript entführt und an eine dieser Passagen namens total unerwartet platziert wird, mir vorfreudiges Gekicher entlockt,
allein für diese Geschenke-unterwegs lohnt es sich, weiterzumachen.