Hören.Lesen.Schreiben 7. Bücher und Orte
Mein Lesevergnügen, auch wenn die handelnden Personen nichts zu lachen haben, in Storys, die sich in ihrem Verlauf tief in Zustände und Verwicklungen hineinschrauben, bis Späne fliegen und Neurosen umherwirbeln, wo Familien/Kleingruppen aus Versehen die Ausgänge so verrammelt haben, dass ES erst am Ende zu Ende geht:
Eifersucht. Liebe. Rache. Selbstlose Zuneigung. Intrigen. Show. Total intime Intimität. Angst. Erschütterung. Und Schlimmeres.
Lesen an einem heimeligen Ort, mit Muße, Kissen und Tee:
noch mehr Vergnügen.
Bücher, die ein breit ausgewalztes Panorama mit historischer Tiefe und geografischer Ausdehnung behandeln, sollte ich – vielleicht – am Rand einer Wiese mit Zwergföhren und windgeplagten Lärchen, mit grenzenlosem Ausblick auf Gebirge und reiselustige Wolken er-lesen, durchleiden. Mit Ausdauer, was schwierig ist.
Stimmt natürlich nicht 100-pro.
Seit Jahren konsumiere ich Thomas Mann zum Brunch, reise mit ihm von Lübeck über Davos und Venedig nach Syrien, Israel und Ägypten und über Weimar und eine mittelgroße biedere Stadt in Sachsen zurück in die Küche, und über allem schwebt der immer gleiche Duft von Fairtrade-Kaffee.
Vor vielen Jahren mit Kind in den steirischen Bergen, nicht weit von der Hütte entfernt: Picknick am Rastplatz, und dann hab ich ein paar Geschichten aus Latte Igel vorgelesen, kühler Nordwind wehte uns um die Ohren, es roch nach Fisch und Meer, und die Schwammerlsoße mit Knödel am Abend war auch ein Hit.