Immer, wenn die Zeit
der Tag- und Nachgleiche sich nähert, überkommt mich die Angst vorm nächsten Winter. Angst vor Kälte, vor einem möglichen Nein des Holzhändlers meines Vertrauens. Angst vor Defekten an Herd, Ofenrohren und Kessel, vor Schwäche-Anfällen, die es mir unmöglich machen, genug Holz ins Haus zu schaffen. Angst vor wochenlangen Temperaturen um minus 15 Grad und schlimmer.
Kälte macht bitter und ungerecht, und eine ungesunde Gesichtsfarbe. Neid schleicht heran, Neid auf alle, die zwischen November und März sorglos im T-Shirt Cocktails schlürfen.
(Ich schreibe mit Absicht Angst und nicht Furcht, weil der Begriff Angst mit Irrationalem verbunden wird. )
Dann aber – bis jetzt in jedem Jahr! – kommt der September:
Die abstrakte Angst ist einem konkreten Holzvorrat vor der Hütte gewichen, der Herd geputzt, meine Kondition schwingt im Geiste schon die Axt, und die Vorfreude auf Musik & Literatur am stillen Herd zur Winterszeit leuchtet auf wie dunkelroter Tee. Und wenn es wirklich biestig kalt ist, tu ich halt noch zwei, drei Buchenscheite in den Herd, vergrabe mich unter Bettecke und Tuchent und verpasse dem Wort Sommergast einen neuen Sinn: Sommer, sei Gast bei mir! Nur für eine Stunde!
Wärme macht einen besseren Menschen aus mir und lässt mich wünschen, alle, alle Wesen der Welt mögen sich ebenso wohlig umfangen fühlen, und nie mehr unter eiskalten Füßen und kühlen Gefühlen leiden.