Hören. Lesen. Schreiben 4. Über Föhren schreib ich
ein Buch, sagst du, über ihren Duft, die Zapfen und das Harz. Rinde von Schwarz-, Rot-Weißföhren und Zedern und Zirben sollen mit hinein –
Ein Großes Buch muss das sein, sag ich –
Ja. Denn auch das Rauschen der Wipfeln und die tiefen Wolken vor einem Wetter und das feuchte Moos und das Strömen des Regens, alles muss ins Buch. Und der Nebel am nächsten Morgen, und die Sonnenreflexe in den Spinnennetzen. Wenn aber die Holzfäller kommen mit ihren Äxte und Sägen, tu ich den Lärm dazu, ebenso wie das Atmen der Rehe auf der Flucht-
So flüchtig sind auch die Geräusche! Wer soll sie lesen…-
Dann lege ich Winter, Frühling, Sommer und Herbst und viel Geduld zwischen die Seiten. Bis die Bretter aus dem Sägewerk duftend vor uns liegen. Wie sie sich anfühlen, wie sie riechen, wie sie verlocken, was Gutes draus zu machen: Gleich zur Säge greifen, bloß, welche ist die richtige? Und die Schrauben, die Feilen – glaub, ich bastle so eine Pop-up-Werkstatt im Miniaturformat! Alles dabei, hundert Schubladen und eine Werkbank-
Das geht nicht, das ist total unmöglich-
Und eine Mahnung zur Vorsicht pinne ich an die Werkstatttür, sonst Blut! Und, bitte Eile, den Erste-Hilfe-Kasten zu finden (Er hängt auf der dritten Seite von hinten, links oben)-
Du bist verrückt-
Wenn aber Finger verletzt oder die ganze Hand: Hüte dich vor grässlichen Flüchen! Sie rächen sich!
Zwischendurch zeige ich, wie man Wassertriebe an Obstbäumen entfernt, damit sie mehr Früchte tragen und nicht zu viel Schatten auf die Weide fällt. Dort sind Zaun und Gatter inzwischen fertig. Zwei Riegel und alles gestrichen mit grüner Lasur – bitte nicht anfassen-
Ich fass dein verrücktes Buch sowieso nicht an-
Nun auch noch was Lebendiges dazu, das grast und trinkt und kackt und sich pflegt und Junge bekommt. Dort im Schatten aber werden Brot und Käse und Wein servie—
Das ist kein Buch!
Eh nicht.
Und, was dann?